Haiyan Hu von Hinüber
Das Bhikṣu-Prātimokṣasūtra der Mūlasarvāstivādins
Das Prātimokṣasūtra ist eine Liste von Vorschriften für buddhistische Mönche und Nonnen. Der Text bildet das Kernstück des buddhistischen Ordensrechts (vinaya). Es ist die Grundlage für das Leben und Zusammenleben der Mönche bzw. Nonnen bei der Verwirklichung der Erlösungslehre (dharma). Das Bhikṣu-Prātimokṣasūtra der Mūlasarvāstivādins enthält 258 Vorschriften für die buddhistischen Mönche der Schule der Mūlasarvāstivādins, einer Schule, die in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends nach Christus in Nordindien besonders einflussreich war und seit dem 8. Jahrhundert die maßgebliche Schule für die Klosterdisziplin im tibetischen Buddhismus ist. Der Text des Bhikṣuprātimokṣa muss zweimal im Monat von den Mönchen rezitiert werden, um die vollkommene Reinheit (pāriśuddhi) der versammelten Mönchsgemeinde rituell zu überprüfen. Dies ist eine Voraussetzung für den Weg zur geistigen Vervollkommnung (mokṣa). Die Vorschriften werfen ein Licht auf das religiöse Leben in den buddhistischen Gemeinden und deren Beziehungen zur Gesellschaft im alten Indien.
Der Sanskrit-Text des Bhikṣuprātimokṣa der Mūlasarvāstivādins ist nur in einer Handschrift aus Tibet vollständig überliefert. Einige Sanskrit-Fragmente wurden in Gilgit (Pakistan) gefunden. Im Jahr 710 wurde der Text ins Chinesische und im 9. Jh. ins Tibetische übersetzt. Die vorliegende kritische Textausgabe des Bhikṣu-Prātimokṣasūtra beruht auf dem einzigen vollständig überlieferten Sanskrit-Text. Berücksichtigt wurden ferner die Sanskrit-Fragmente aus Gilgit sowie die Parallelen in den tibetischen und chinesischen Übersetzungen. Die Sanskrit-Handschrift aus Tibet ist im Anhang als Faksimile veröffentlicht.
Studia Indologica Universitatis Halensis | Band 34
gebundene Ausgabe, 150 Seiten
ISBN 978-3-86977-267-7
(noch nicht erschienen)