Fachzeitschrift RP-Reha | Ausgabe 3/2022 – Schwerpunkt: Kontexte unter der Lupe – ein kritischer Blick auf verschiedene Lebensbereiche
Fachzeitschrift RP-Reha | Ausgabe 3/2022 – Schwerpunkt: Kontexte unter der Lupe – ein kritischer Blick auf verschiedene Lebensbereiche

RP Reha 3/2022

Schwerpunkt

Kontexte unter der Lupe – ein kritischer Blick auf verschiedene Lebensbereiche

E D I T O R I A L

Liebe Leserinnen und Leser,

die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft hängt für Menschen mit Beein­träch­tigung um vieles mehr als für Menschen ohne Beein­träch­tigung von in- bzw. exklu­die­renden Kontext­faktoren ab. Die RP Reha nimmt daher regel­mäßig die verschie­denen Lebens­bereiche in den Blick, um sich aus inter­diszi­plinäre Pers­pektive mit partizi­pations­hem­menden und -fördernden Faktoren zu befassen. In diesem Heft steht ein bunter Strauß an Verfahren und Kon­zepten auf dem Inklusions-Prüfstand.

Wir beginnen mit Pflege in der Familie. Die Lebens­situation der derzeit ca. 4,1 Mio. pflege­bedürf­tigen Menschen in Deutschland unterliegt wegen zweier konzep­tioneller Weichen­stel­lungen im 11. Buch des Sozial­gesetz­buchs (SGB XI) beson­deren Bedin­gungen. Die Rede ist von der Teil­kasko bei gleich­zeitigem Vorrang häuslicher und vor allem familialer Pflege. Wenn über die Menschen gesprochen wird, die diese Pflege leisten, wird eine Gruppe bislang noch häufig vergessen – die Kinder und Jugend­lichen als pflegende Ange­hörige. Stefanie Gröhl unter­sucht, inwieweit das Konzept der häus­lichen Pflege die beson­dere Situation der pfle­genden Kinder und Jugend­lichen realisiert und wo recht­liche Schutz­lücken und -bedarfe im Recht der sozialen Pflegevver­siche­rung (SGB XI) zu schließen sind. Mit dem zweiten Beitrag bleiben wir in der Pflege. Alten­pflege­ein­rich­tungen spielen unge­achtet des Vorrangs häus­licher Pflege eine unver­zicht­bare und wichtige Rolle zur Bedarfs­deckung. Partizi­pation und Teil­habe, wie durch UN-Behin­der­ten­rechts­kon­vention u.a. vorge­geben, sind nicht nur in Einrich­tungen der Behin­der­ten­hilfe, sondern ebenso in den Pflege­ein­rich­tungen zu ermög­lichen. Harry Fuchs gibt einen Einblick über das in Nordrhein-Westfalen gelaufene Projekt „Selbstbestimmt teilhaben in Alten­pflege­ein­rich­tungen“ (STAP). Auf der Basis des tat­säch­lichen Standes gelebter Selbst­bestim­mung und Partizi­pation in Alten­pflege­ein­rich­tungen wird der Weg zu einem Muster­rahmen­konzept für bessere Selbst­bestim­mung und Partizi­pation erläutert.

Und dann wechseln wir in die Arbeitswelt. Wie Teilhabe am Arbeit­sleben durch koope­rative Konzepte gefördert werden kann, legt Wolfhard Kohte in seinem Beitrag zur Stufen­weisen Wieder­ein­gliede­rung dar. Ausgehend von verschie­denen sozial­medizi­nischen Berichten aus Forschung und Praxis erörtert er, wie bei schwer­wie­genden Krank­heiten, insbe­son­dere bei chro­nischen Erkran­kungen, die Reha­bili­tand:innen durch eine Stufen­weise Wieder­ein­gliede­rung (StW) wieder an ihre Leistungs­fähigkeit heran­geführt werden können. Auf die Chancen einer StW verweist auch die Europäische Agentur für Sicher­heit und Gesund­heits­schutz am Arbeits­platz. Deren im vergan­genen Jahr veröff entlichten Leit­faden zum Umgang mit Long-Covid-Diag­nosen am Arbeits­platz haben wir aus­zugs­weise am Ende des Heft es abge­druckt. Die Teilhabe am Arbeits­leben ist auch Gegen­stand eines weiteren Beitrages, diesmal von Philipp Jahn. Er widmet sich beson­deren Nach­sorge­bedarfen für im Arbeits­leben lang­fristig beson­ders unter­stüt­zungs­bedürftige Menschen. Hier wird vor allem aus recht­licher Pers­pektive nach Zuständig­keiten und ganz­heit­lichen Leistungs­kon­zepten gefragt.

Und wir blicken ins Soziale Entschädigungsrecht. Ein wesent­licher Eckpfeiler der Reform des Sozialen Entschä­digungs­rechts sind die soge­nannten Schnellen Hilfen und das damit verbundene Fall­manage­ment. Nach trauma­tischen Erleb­nissen spielen schnelle Leistun­gen eine beson­dere Rolle, um schädi­gungs­bedingte Gesund­heits­folgen und damit auch Teil­habe­risiken zu vermeiden. Alexander Tietz analysiert das Verhältnis dieser neuen Leistung, des Fall­manage­ments nach § 30 Abs. 7 SGB XIV, zum für das Teil­habe­recht essen­tiellen Teil­habe­plan­ver­fahren nach §§ 19 ff. SGB IX.

Das ebenso wichtige und hoch aktuelle Thema „Gewalt­schutz in der Präven­tion“ wird auf ein späteres Heft verschoben.

Katja Nebe

 

I N H A L T

Sozialpolitik und Rehabilitation

Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige – rechtliche Schutzlücken und -bedarfe

Selbstbestimmt teilhaben in Pflegeeinrichtungen

Rechtsprechung

Rechtsprechungsübersicht

Praxis der Rehabilitation

Stufenweise Wiedereingliederung – eine kooperative Form der medizinischen Rehabilitation

Aus Forschung und Praxis

Nachhaltige Erwerbsteilhabe durch Nachsorge

Die ergänzende Funktion des Fallmanagements nach § 30 Abs. 7 SGB XIV

Internationales

Covid-19-Infektion und Long Covid – Leitfaden für Beschäftigte


Infothek

Aktuelles aus der Praxis der Rehabilitation

Aus dem Diskussionsforum Rehabilitations- und Teilhaberecht

Veranstaltungen

Neuerscheinungen und Literaturempfehlungen


 

RP Reha | Ausgabe 3/2022
68 Seiten
ISSN 2366-7877
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