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RP Reha 3/2024
Schwerpunkt
Hochschulen und inklusive Berufszugänge
E D I T O R I A L
Liebe Leserinnen und Leser,
die Umgestaltung der Rehabilitationsprozesse und die Gewährleistung von Teilhabeleistung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, also vor allem partizipativ und personenzentriert, stehen im Grunde immer noch am Anfang. Was über Jahrzehnte gewachsen ist, braucht Anstrengungen auf allen Ebenen für die gelingende Umsetzung der Reform. Mit diesem Heft nehmen wir den Berufszugang und hier vor allem die Bildungswege, insbesondere die Rolle der Hochschulen genauer in den Blick. Eine Fülle von Gründen (v.a. Föderalismus, Gesetzgebungszuständigkeiten, Wandel der Arbeitswelt, Zuwanderung, fehlende Kooperation der Reha-Träger, exkludierende Bildungs- und Versorgungssysteme) erschweren nach wie vor personenzentrierte Bedarfsbefriedigung. Egal ob wissenschaftliche Aufsätze, Expert*inneninterviews oder individuelle Erfahrungsberichte – alle Beiträge des Heftes zielen darauf, zum Teil erhebliche Reserven in der Erfüllung des Versprechens und der Verpflichtung gegenüber Menschen mit Behinderung auf gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen aufzuzeigen.
Mit welchen massiven Erschwernissen Studierende mit Hörbeeinträchtigungen in ihrem Studienalltag zu kämpfen haben, darüber berichtet Doreen Hein in ihrem Erfahrungsbericht unter dem Titel „Barrieren im universitären Alltag einer Hörgeschädigten“. Dass es sich bei dieser Perspektive nicht um Einzelschicksale, sondern um ein strukturelles Problem häufig auch gänzlich unzureichender Kooperation von Rehabilitationsträgern untereinander handelt, erläutert Michaela Kusal, Leiterin des Beratungszentrums zur Inklusion Behinderter im AKAFÖ und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Studium und Behinderung LAG SB NRW, im Interview am Beispiel der Leistungen der Eingliederungshilfe zur Teilhabe an Bildung.
Hochschulen sind nicht nur Ort, an dem Menschen mit Behinderung gleichberechtigt ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können sollen, sondern die durch die Einbindung von Expert*innen in eigener Sache inklusive Bildungsprozesse auch im Hochschulbereich erfahrbar machen. Anschaulich berichten hierzu Wiebke Göbel, Wiebke Bretschneider und Matthias Morfeld über Erfahrungen mit Bildungsfachkräften an der Hochschule in Magdeburg-Stendal. Und von Rebecca Groß, Marie Sophia Heide und Mathilde Niehaus wird in einem Aufsatz die Rolle der Inklusionsbeauftragten des Arbeitgebers an Hochschulen vertiefend analysiert.
Berufszugänge über akademische Bildungswege setzen zuvor einen kontinuierlichen Weg einer inklusiven allgemeinen Schulbildung voraus. Über Hürden und häufig noch abbrechende Inklusionsprozesse weit vor einem Hochschulstudium berichtet Sabine Böttcher, die in ihrem Erfahrungsbericht in eindrücklicher Weise Gedanken einer Mutter eines Jugendlichen mit Behinderung mitteilt.
Die Diskussion über Inklusion beim Übergang von Ausbildung in Beruf wird nicht selten verengt auf abhängige Beschäftigungsverhältnisse, zumal verstärkt durch Leistungen zur Förderung selbiger durch Teilhabeleistungen. Gleiche Zugangsrechte zur Erwerbsarbeit unabhängig von Behinderungen heißt konsequent, den Berufseinstieg durch Selbständigkeit nicht auszuschließen. Die Autoren Stefan Zapfel und Bartholomäus Zielinski berichten HOCHSCHULEN UND INKLUSIVE BERUFSZUGÄNGE über ein Projekt, wie die berufliche Selbständigkeit von Menschen mit Behinderung durch ein Monitoring gefördert werden kann.
Das Heft wird ergänzt durch zwei wichtige Beiträge zur Versorgung mit Rehabilitations- und Präventionsleistungen. Die Autoren Christoph Egen, Thilo Busche, Matthias Bethge, Markus Bassler und Christoph Gutenbrunner befassen sich kritisch mit dem Begriff der Rehabilitationsfähigkeit, der zwar gesetzlich nicht normiert ist, aber durch Vorgaben vor allem im Bereich der Deutschen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung zu Versorgungsausschlüssen gerade für Personen mit komplexeren Rehabilitationsbedarfen führt. Sie plädieren für eine Anpassung des tradierten deutschen Reha-Versorgungssystems an die Vorgaben der UN-BRK und damit für mehr personenzentrierte Reha-Angebote. Aus Sicht der Menschenrechte spielt Diversität in der Gesundheitsversorgung eine zunehmend wichtige Rolle. Demet Dingoyan, Franka Metzner, Nicole Usko, Nina Ricarda Krause, Maja-Lina Böcher und Christopher Kofahl geben Auskunft über Bedarfe, Erfahrungen und Grenzen der Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Migrationsgeschichte.
Mit Rechtsprechungsübersicht und Infothek wird das Heft abgerundet.
Katja Nebe
I N H A L T
Sozialpolitik und Rehabilitation
Ist das Konstrukt der Rehabilitationsfähigkeit in seiner Anwendung durch DRV und GKV ausgrenzend?
Rechtsprechung
Rechtsprechungsübersicht
Praxis der Rehabilitation
Recht auf Bildung: fünf Jahre Erfahrung mit Bildungsfachkräften an einer Hochschule
Barrieren im universitären Alltag einer hörgeschädigten – ein Erfahrungsbericht
Inklusion – ein (noch) abbrechender Prozess
Erfahrungsbericht und Gedanken einer Mutter eines Jugendlichen mit Behinderung
Leistungen der Eingliederungshilfe zur Teilhabe an Bildung: ein Bericht aus der Praxis
Michaela Kusal, Leiterin des Beratungszentrums zur Inklusion Behinderter im AKAFÖ und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaftm Studium und Behinderung LAG SB NRW, im Interview
Aus Forschung und Praxis
Die Rolle der Inklusionsbeauftragten des Arbeitgebers an Hochschulen
Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Migrationsgeschichte im Quartier – Bedarfe, Erfahrungen und Grenzen
Förderung beruflicher Selbständigkeit von Menschen mit Behinderung durch ein Mentoring
Infothek
Aktuelles aus der Praxis der Rehabilitation
Aus dem Diskussionsforum Rehabilitations- und Teilhaberecht
Veranstaltungen
Neuerscheinungen und Literaturempfehlungen
V O R S C H A U
RP Reha 4/2024
hat den Schwerpunkt: Hilfsmittelversorgung
und erscheint im November 2024
RP Reha | Ausgabe 3/2024
68 Seiten
ISSN 2366-7877
Der Preis enthält den ermäßigten Umsatzsteuersatz. Der Versand erfolgt kostenfrei.
34,00 €