Wolfgang Fink (Hg.)
Vernunft und Gefühl
Christian Fürchtegott Gellert und die Umbruchperiode der deutschen Aufklärung (1740–1763)
Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) ist der erfolgreichste und meistgedruckte Autor des deutschsprachigen 18. Jahrhunderts. Seine Moralischen Vorlesungen ließen ihn zu der moralischen Autorität in der Jahrhundertmitte aufsteigen, seine Fabeln und Erzählungen waren das populärste Buch des 18. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte er auch bisher nicht mit der Lektüre vertraute Schichten der Bevölkerung und trieb so das Projekt der Aufklärung voran. In seinen ‚empfindsamen‘ Lustspielen stehen zum ersten Mal bürgerliche Hauptfiguren und ihr Milieu auf der Bühne; in seinem fast immer öffentlichen oder sofort, manchmal auch illegal, veröffentlichten Briefwechsel zeigt er den Weg auf vom formalen, noch barocken Kanzleistil zu Briefen, die die Gefühlswelt des Individuums zum Ausdruck bringen. Gellert geht es darum, eine Harmonisierung von Vernunft und Empfindung zu erreichen und damit den ‚ganzen‘ Menschen zu erfassen. Umso erstaunlicher ist es, wie sehr er seit der Zeit des Sturm und Drang in Vergessenheit geriet und heute bestenfalls noch als Name bekannt ist.
Der vorliegende Band bietet zunächst eine ideengeschichtliche, dann eine gattungsgeschichtliche Einbettung von Gellerts Werk. Er fragt nach Querbeziehungen zu Autoren wie Hagedorn, Rabener, Lessing und Christian Garve, nach der Genderdimension der ‚Empfindsamkeit‘, sowie nach Gellerts Beitrag zum deutsch-französischen Kulturtransfer.
Wissensdiskurse im 17. und 18. Jahrhundert | Band 7
1. Auflage 2020
broschiert, 445 Seiten
ISBN 978-3-86977-218-9
58,00 €