Geleitwort zur Erstausgabe der Zeitschrift
Recht und Praxis der Rehabilitation

Wer erwartet auf dem großen Zeitschriften­markt eine neue Zeitschrift? Die am Rehabilita­tions­recht und seiner Praxis Interes­sierten können jetzt die neue Recht und Praxis der Rehabili­tation (RP Reha) kennen­lernen. Unsere inter­dis­zipli­näre Zeitschrift, die wissen­schaft­liche Beiträge zum Reha­bili­tations­recht sowie praxis­ver­ständ­liche Beiträge zu recht­lichen, medizi­nischen und reha­bili­tations­wissen­schaft­lichen Themen liefert, soll das beste­hende Zeit­schriften­angebot ergän­zen. Mit der RP Reha zielen wir auf eine breite Leserschaft. Erreichen wollen wir insbe­sondere Beschäftigte der Reha­bili­tati­ons­dienste und -einrich­tungen sowie der Reha­bili­tations­träger, die Richter­schaft, Anwalt­schaft, Rechts- und Sozial­beratung, betrieb­liche Akteure, wie Schwerbe­hin­derten­vertre­tungen, Betrieb­sräte, Perso­nal­abtei­lungen und die Arbeits­medizin, die Verbände behin­derter Menschen, der Selbst­hilfe und der freien Wohl­fahrts­pflege, Minis­terien und Behörden, die Wissen­schaft und die Ausbil­dung in Recht, Verwal­tung, Sozial­medizin, Psycho­logie, Pflege, Sozial­päda­gogik, Soziale Arbeit und den Gesund­heits­fach­berufen. Um das inter­dis­zi­pli­näre Angebot quali­tativ sicher­stellen zu können, sind Heraus­geber­kreis und Beirat ent­spre­chend zusam­men­gesetzt.

Die Initiative für die Gründung der Zeitschrift kam aus dem Kreis der bereits beim Online-Diskus­sions­forum „Reha­bili­tations- und Teil­habe­recht“ (www.reha-recht.de) publi­zistisch tätigen Personen. Aller­dings wollen wir sowohl in der thema­tischen Breite wie auch in der Tiefe der Beiträge über die Diskus­sionen im Online­forum hinaus­gehen. Wir erhoffen uns, mit dem gedruckten Medium nicht nur eine größere Leser­schaft zu erreichen, sondern sogleich auch die inter­aktiven Angebote im Online-Diskus­sions­forum durch die Impulse aus der Zeitschrift RP Reha zu stimulieren.

Aus unserer Tätigkeit in Wissenschaft und Praxis und aus den vielen Reak­tionen auf die Beiträge im Diskus­sions­forum wissen wir, dass die Arbeit im Bereich der Reha­bili­tation und der Teil­habe behin­derter Menschen viele Rechts­fragen aufwirft. Wir stehen für eine unver­stellte Diskus­sion dieser Rechts­fragen, bei der auch Diffe­renzen offen gelegt und Kontro­versen ausge­tragen werden können. Wir sind unab­hängig von ein­zelnen Akteuren der Reha­bili­tation. Prak­tische Erfah­rungen mit der Anwendung und Aus­legung des Reha­bili­tations­rechts halten wir für wichtig. Unser Ver­ständnis von Rechts­wissen­schaft ist nicht los­gelöst von der Wirk­lichkeit, sondern sieht diese Erfah­rungen als Erkennt­nis­quelle. Doch können Span­nungen zwischen Norm und Wirk­lichkeit nicht ein­seitig auf­gelöst werden, sondern müssen Teil der Arbeit an besserer Rechts­er­kennt­nis und besserer Praxis sein.

Ebenso wichtig wie das Gespräch zwischen Theorie und Praxis ist für die Reha­bili­tation der Dialog zwischen den Diszi­plinen. Insbe­son­dere Sozial­medizin und Arbeits­medizin, Sozial­recht und Arbeits­recht müssen im gemein­samen Kontext verstan­den werden. Dazu muss immer auf‘s Neue an einer gemein­samen Sprache für gemein­same Gegen­stände und Pro­blem­lösun­gen gear­beitet werden. Auch diese inter­diszi­plinäre Verstän­digung ist ein Anliegen der Zeitschrift RP Reha.

Offen sind wir auch für den gesellschaft­lichen Kontext. Wir sehen Reha­bili­tation und Teilhabe behin­derter Menschen nicht als abge­schlos­senes Feld spezia­lisierter Institu­tionen. Gerade das Recht ist ein Medium, über das gesell­schaft­liche Erwar­tungen und Diskurse in dieses Feld hinein­wirken, seien es höhere Erwerbs­betei­ligung und Lebens­arbeits­zeit, sei es das Streben nach Guter Arbeit. Insbe­son­dere die in der Behin­derten­rechts­kon­vention der Vereinten Nationen (UN-BRK) formu­lierten Menschen­rechte behin­derter Menschen zeigen die Ein­bettung der Reha­bili­tation im sozialen Rechts­staat und immer mehr auch im inter­natio­nalen Kontext. Uns interes­siert nicht nur Rechts­aus­legung, sondern auch Rechts­wirkung, Rechts­entwick­lung und Reform: RP Reha wird auch eine Zeit­schrift sein, die Diskurse der Reha­bili­tations- und Behin­derten­politik dar­stellt und aufgreift.

Die neue Zeitschrift wird ab 2014 jeweils viermal im Jahr erscheinen. Vorge­sehen sind regel­mäßig wieder­keh­rende Rubriken, wie z.B. „Praxis der Reha­bili­tation“, „Rechts­prechung“, „Sozial­politik und Reha­bili­tation“ oder „Infothek“. Deren Inhalte sollen idealer­weise alle Leser­gruppen ansprechen. Um der thema­tischen Vielfalt im Bereich Reha­bili­tation und Teilhabe eine Struktur zu geben, werden die Hefte Schwer­punkt­themen auf­greifen, dabei aber zugleich auch Raum für kleinere Beiträge außer­halb des jewei­ligen Heft­schwer­punktes lassen. Die ersten vier Hefte der RP Reha sollen folgende Schwer­punk­titel tragen: „Arbeit, Gesund­heit und beruf­liche Teilhabe“ (Heft 1), „Reha­bili­tation in der nächsten Legislatur­periode – Erwar­tungen, Befürch­tungen und Vorhaben“ (Heft 2), „Psychische Beein­träch­tigungen – Inklusion und Reha­bili­tation“ (Heft 3) sowie „Reha­bili­tation des älteren Menschen“ (Heft 4). Für den zweiten Jahrgang (2015) sind geplant „Fest­stellung Reha­bili­tations­bedarf“, „Bildung und Teilhabe / Schule und Inklusion“, „Teil­habe­orien­tierte Versor­gung und Hilfs­mittel“ sowie „Versor­gungs­struk­turen“. Schlüssel­begriffe wie „Barriere­freiheit“, „ICF“ oder „Daten­schutz“ sollen in nähere Zukunft ebenfalls schwer­punkt­artig behan­delt werden.

Wir wollen mit diesen Akzenten dicht an der aktuellen Debatte bleiben. Anre­gungen, Kritik, vor allem auch Beitrags­ange­bote nehmen wir jeder­zeit gern ent­gegen. Wir hoffen auf eine Leser­schaft, die uns offen und kon­struktiv begleitet und mit ihrem Interesse zugleich dem publi­zistischen Vorhaben eine Chance gibt. Während unserer Planungen sind wir von vielen ermutigt worden. Dies bestärkt uns in der Annahme, die RP Reha wird eine Bedarfs­lücke lang­fristig aus­füllen, und gibt uns den Rücken­wind, unsere Arbeit auch auf diesem Weg in den Dienst des Erkennt­nis­fort­schritts zu stellen.

Die Herausgeber